Der BGL zur aktuellen Transportpreisentwicklung
Viele fühlen sich berufen, doch nicht alle Interpretationsversuche zur Transportpreisentwicklung sind von Markt- und Sachkenntnissen geprägt.
Jüngstes Beispiel: Eine Unternehmensberatung – nach eigenen Worten „weltweit führender Anbieter von Management- und IT-Beratung, Technologie-Services sowie Outsourcing-Dienstleistungen“ -, die gemeinsam mit einem Frachtenbörsenbetreiber festgestellt hatte, dass im 4. Quartal 2014 die Dieselpreise im europäischen Güterverkehr gegenüber dem Vorquartal um stolze 7,2 % gesunken seien, die Transportpreise dagegen lediglich um 1,2 %. Begründung: „Die Transportpreise folgen den Dieselpreisen erst mit einer zeitlichen Verzögerung.“ Diese Begründung erscheint dem BGL jedoch nicht schlüssig. Wie kann es auf einer Frachtenbörse, die den tagesaktuellen Spotmarkt abwickelt, zu monatelangen zeitlichen Verzögerungen bei der Preisbildung kommen?
Der BGL hat für die Differenz zwischen 7,2 % Dieselpreisrückgang und 1,2 % Frachtpreisrückgang eine weitaus naheliegendere Erklärung: Die Transportpreise bestehen nicht nur aus Treibstoffkosten! Der Treibstoffkostenanteil an den Gesamtkosten lag laut BGL-Branchenkostenübersicht anno 2013 im Fernverkehr bei 25,74 %, im Regionalverkehr bei 22,04 % und im Nahverkehr bei 13,33 %. Wird der Dieselpreisrückgang von 7,2 % mit diesen Treibstoffkostenanteilen gewichtet, ergeben sich Gesamtkostenrückgänge in Höhe von 1,85 %, 1,59 % und 0,96 %. Stellt man neben diese Zahlen den Transportpreisrückgang von 1,2 %, so lässt sich konstatieren: Die Dieselpreisrückgänge sind bereits weitgehend von den Transportunternehmen an ihre Kunden weitergegeben worden, und für weitere Preissenkungen fehlt die kaufmännische Grundlage – denn andere Kostenelemente haben sich verteuert, z.B. Personal- und Versicherungskosten und auch die Anschaffungskosten für die neue Euro VI-Umweltgeneration der Fahrzeuge schlagen deutlich zu Buche.