Autonomes Fahren der Zukunft wird Lkw-Fahrer nicht überflüssig machen
Anlässlich seiner Mitgliederversammlung 2016 in Frankfurt am Main verweist der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. darauf, dass die Nachwuchsgewinnung – vor allem bei Lkw-Fahrern – in der Logistik-Branche weiterhin ganz oben auf der Agenda steht. Im Kalenderjahr 2015 erwarben 15.542 Berufskraftfahrer-Azubis und Prüfungsteilnehmer/-innen nach dem Berufskraftfahrer-Qualifikationsgesetz den Lkw-Führerschein. Da aber jährlich etwa 30.000 Lkw-Fahrer in den verdienten Ruhestand wechseln, begrüßt der BGL ausdrücklich die in Erarbeitung befindlichen Nachwuchs-Programme der Bundesregierung, mit denen die verbleibende Lücke verkleinert werden soll. Bei der Fahrer-Problematik auf eine Entlastung durch autonome Fahrzeuge in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten zu hoffen, ist nach Ansicht des BGL jedoch keine Option: Der Fahrer wird auch im Lkw der Zukunft nicht zu ersetzen sein – weil er eben nicht „nur“ fährt.
Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hat gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit (BA) und Verkehrsverbänden ein Konzept zur Nachwuchsgewinnung erarbeitet. Als Zielgruppen sollen zum einen junge, benachteiligte Menschen bis 25 Jahre angesprochen werden, die bisher noch keine Berufsausbildung abschließen und keine beruflichen Perspektiven entwickeln konnten. Zum anderen sollen aber auch Migranten, die als Zuwanderer oder Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind, einbezogen werden. Sowohl das Ministerium als auch die Verbände unterstreichen, dass neben dieser Zielgruppe die dreijährige duale Berufsausbildung vornehmlich von Schulabgängern prioritär und wünschenswert bleibt, auch wenn „Seiteneinsteiger“ in den Beruf des Kraftfahrers den größten Anteil des Fahrernachwuchses stellen.
Teil der Initiative der Bundesregierung ist es, die Arbeitsvermittler der Arbeitsagenturen künftig besser über die Ausbildungsinhalte und -möglichkeiten des Berufskraftfahrers zu informieren. Ebenso ist vorgesehen, Ausbildungsinitiativen mit denen Logistikberufe in der Öffentlichkeit beworben werden, zu verstärken. Weitere Bestandteile des Konzeptes sind eine bessere finanzielle Förderung von Qualifizierungsmaßnahmen, die Übernahme der Führerscheinkosten für bestimmte Bewerbergruppen durch die BA, Lohnzuschüsse oder Sprachbildungslehrgänge. Der BGL setzt deshalb hohe Erwartungen in diese Initiative des BMVI und der Verkehrsverbände sowie in die konkrete Ausgestaltung der Förderprogramme durch das BMVI.
Lkw-Fahrer ist auch weiterhin eine zukunftssichere Berufswahl. BGL-Präsident Adalbert Wandt: „Egal, was einzelne Vertreter von Automobilindustrie und Unternehmensberatungen behaupten – das autonome Fahren der Zukunft wird den Lkw-Fahrer NICHT überflüssig machen. Der Fahrer fährt ja nicht nur, er ist Begleiter der ihm anvertrauten Güter, verantwortlich für die Übergabe an den Empfänger, für Transport- und Ladungssicherung sowie bei unvorhersehbaren Ereignissen der ‚Mensch vor Ort‘. Zudem sind Fahrer vielfach die Visitenkarte des Unternehmens gegenüber den Kunden. Für Service, Dienstleistungsqualität und sichere Transportleistungen bleibt das Fahrpersonal unentbehrlich.“
Ergänzende Informationen hierzu finden Sie im neuen BGL-Jahresbericht auf den Seiten 43-45 und 95–100.