Euro VI: Ein industrie- und umweltpolitischer Flop

BGL mahnt zur Kaufzurückhaltung und einer klugen Investitionsstrategie

Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. weist aus aktuellem Anlass auf das Euro VI-Dilemma hin: Ende September legten Bundeswirtschafts- und Bundesumweltministerium ihr gemeinsames Energiekonzept vor. Darin deuteten sie – nur wenig verblümt – eine weitere Spreizung der Lkw-Maut, und zwar zugunsten von Euro VI-Lkw, an. Diese Spreizung soll vermutlich als Kaufanreiz für die zeitlich vorgezogene Einführung von Euro VI-Fahrzeugen dienen. Diese Fahrzeuge werden ab 31.12.2013 obligatorisch, wobei mit der vorgezogenen schrittweisen Einführung der neuen Norm gerechnet wird.

Nach Ansicht des BGL tut gut daran, wer sich nicht wie weiland Oscar Wilde verhält, der da sagte: „Ich kann allem widerstehen – nur nicht der Versuchung.“ Es lohnt sich, standhaft zu bleiben und nicht vorzeitig in eine technische Entwicklung zu investieren, die rasch überholt sein könnte. Schon 2013 will die EU-Kommission Grenzwerte für CO2-optimierte schwere Nutzfahrzeuge definieren. Da Euro VI-Fahrzeuge bis zu 5 % mehr Treibstoff verbrauchen und eine zusätzliche Totlast von bis zu 400 kg mit sich herumschleppen müssen, dürfte der „Kaufanreiz“ einer günstigeren Lkw-Mautklasse für Euro VI-Motore nicht ausreichen, die Mehrkosten in Anschaffung und Unterhalt auszugleichen.

Neben den wirtschaftlichen Nachteilen ist Euro VI auch aus Umweltgesichtspunkten ein Flop (siehe Anlage 1). Bereits mit der Schadstoffklasse Euro V wurde der Grenzwert für Partikelemissionen gegenüber dem Ausgangsniveau um 95,0 % reduziert. Stickoxide erreichen einen Reinigungsgrad von 87,3 %. Die Grenzwerte für Euro VI sehen für beide Schadgase eine Reduzierung auf 97,5 % des Ausgangsniveaus vor, was nur mit einem hohen technischen Aufwand, Kraftstoffmehrverbrauch und höheren CO2-Emissionen erreichbar ist. Zwischen der Verminderung von Schadgasemissionen einerseits und Verbrauchsreduzierungen andererseits besteht ein ungelöster technischer Zielkonflikt.

Um den Umweltschutz tatsächlich einen spürbaren Schritt nach vorne zu bringen, fordert der BGL eine umwelteffiziente Regelung, die die Euro VI-Norm mit den Grenzwerten für CO2-optimierte schwere Nutzfahrzeuge zusammenführt. „Damit wäre allen gedient: Weniger Emissionen, geringerer Ressourcenverbrauch und effizienterer Gütertransport. Ökonomie und Ökologie gingen somit Hand in Hand.“, so BGL-Präsident Hermann Grewer. „Der BGL fordert seit Jahren für das schwere Nutzfahrzeug einen Zielverbrauch von 26 Litern pro 100 Kilometer. Ein um 20 % geringerer Treibstoffverbrauch bedeutet automatisch auch 20 % weniger von allen Emissionen – und logischerweise auch 20 % weniger CO2! Wer soll eigentlich 2013 noch Euro VI-Fahrzeuge kaufen, wenn die EU zu diesem Zeitpunkt Zielwerte für CO2-optimierte schwere Nutzfahrzeuge herausgibt, die mindestens 15 % weniger Kraftstoff verbrauchen sollen?“

Ergänzende Informationen hierzu finden Sie im neuen BGL-Jahresbericht auf Seite 18 bis 19 und 118 bis 123.

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