Der Aufschwung geht zum großen Teil am deutschen Transportlogistikgewerbe vorbei – Nachhaltigkeit der Entwicklung bleibt zweifelhaft

BGL: Fahrzeuginvestitionen verharren auf niedrigem Niveau

Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. aus Frankfurt am Main hat heute auf seiner Mitgliederversammlung 2010 in Rostock-Warnemünde zur aktuellen Lage des deutschen Transportlogistikgewerbes Stellung genommen. Nach der größten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit und dem lang anhaltenden Winter ist seit Mitte März in vielen Transportsegmenten eine deutliche Belebung der Geschäftstätigkeit festzustellen. Zweifel bleiben an der Nachhaltigkeit dieser positiven Entwicklung, da nach dem Auslaufen von krisenbedingten Nachholeffekten und der Wirkung der Konjunkturpakete mit einer Abschwächung zu rechnen ist.

Anlass zur Sorge gibt auch, dass der Aufschwung gemäß der Mautstatistik des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) in Köln zum großen Teil am deutschen Transportlogistikgewerbe vorbeigeht. Während in den ersten acht Monaten des Jahres 2010 deutsche Lkw ihre Mautkilometer nur um 3,2 % gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum steigern konnten, waren dies bei den Lkw aus den MOE-Staaten stolze 14,6 % (siehe Anlage 1). Auf deren Konto gehen über die Hälfte der in diesem Zeitraum zusätzlich gefahrenen Mautkilometer; deutsche Unternehmen verzeichnen dagegen nur einen Anteil von 38 % an den zusätzlichen Mautkilometern. Darüber hinaus zeigt der insgesamt 5,5 %-ige Anstieg der Mautfahrleistungen, wie weit der Güterverkehr auf deutschen Straßen noch davon entfernt ist, die drastischen Rückgänge des Vorjahres (mehr als 10 %) wieder „aufzuholen“.

Derzeit hält sich das deutsche Transportlogistikgewerbe bei Investitionen in Fahrzeuge noch zurück. Dies dürfte sich erst dann ändern, wenn nachhaltige Perspektiven für eine dauerhaft höhere Kapazitätsauslastung gegeben sind. Aufgrund des massiven Kapazitätsabbaus der vorangegangenen Monate sind die Frachtpreise an den Spotmärkten durch die gestiegene Laderaumnachfrage in Bewegung gekommen. Dies ist für das nach der Dieselpreisrallye des Jahres 2008 und dem Mautschock des Jahres 2009 (siehe Anlage 2) finanziell ausgeblutete Transportlogistikgewerbe zumindest ein Hoffnungsschimmer. Erst im beginnenden Aufschwung gibt es Spielräume, die mit der Mauterhöhung in 2009 verbundenen Mehrkosten an den Märkten teilweise weiterzugeben. Viele Auftraggeber hatten trotz Mauterhöhung keinerlei Preiszugeständnisse gemacht. Die Ertragslage bleibt gespannt.

Im ersten Halbjahr 2010 ging laut einer von der Berufsgenossenschaft für Transport und Verkehrswirtschaft in Hamburg erstellten Statistik die Anzahl der Betriebsschließungen durch Insolvenz gegenüber den „Rekordzahlen“ aus dem Vorjahr nur um 1,7 % zurück. Auch die Anzahl der Neuzulassungen schwerer Lkw bewegte sich auf dem (niedrigen) Niveau des Krisenjahres 2009: Nach den Aufzeichnungen des Kraftfahrt-Bundesamtes in Flensburg wurden in Deutschland im ersten Halbjahr 2010 lediglich 1,9 % mehr Sattelzugmaschinen neu zugelassen als im ersten (Krisen-)Halbjahr 2009 (siehe Anlage 3). Eine Hochrechnung für das zweite Halbjahr zeigt zwar eine weitere Erholung, allerdings wird ein „normales“ Investitionsniveau weit verfehlt. „Damit reicht das Investitionsverhalten nicht einmal aus, um den Modernitätsgrad der deutschen Fahrzeugflotte zu erhalten. Technische Innovationen, z.B. im Umweltbereich, kommen langsamer in den Markt als gedacht“, so BGL-Präsident Hermann Grewer.

Nach wie vor leiden viele Transportbetriebe unter der schleppenden Umsetzung der zugesagten Mautharmonisierung über jährlich 600 Mio. Euro. 450 Mio. Euro sollten pro Jahr in Harmonisierungsprogramme fließen, die Anfang 2009 mit vierjähriger Verspätung beschlossen wurden. Darüber hinaus war dem Gewerbe verbindlich zugesagt worden, die Förderprogramme „De-minimis“ und „Aus- und Weiterbildung“ in den Jahren 2009 und 2010 um jeweils 50 Mio. Euro aus den Konjunkturpaketen aufzustocken, was allerdings keinen Eingang in die Bundeshaushalte fand. Aufgrund schleppender Bürokratie und Koordinierungsmängeln ist letztlich 2009 nur ein geringer Teil der zugesagten Mittel bei den Transportlogistikunternehmen angekommen. Gleiches zeichnet sich für 2010 ab, wobei jeweils das nicht ausgeschöpfte Fördervolumen entgegen vorheriger Versprechen budgettechnisch verloren geht! Der BGL steht im engen Dialog mit BMVBS und BAG, um die Auszahlung der den Betrieben zustehenden Harmonisierungsbeträge zu beschleunigen. Mit großem Erfolg wurde die KfW bei der Antragsbearbeitung eingeschaltet, um das BAG als Vergabebehörde zu entlasten. BGL-Präsident Hermann Grewer dazu: „Dass die Mautharmonisierungsmittel auch im zweiten Jahr in Folge nicht komplett abzufließen drohen, ist nicht hinnehmbar. Schließlich handelt es sich bei diesen aus den Mauteinnahmen zurückfließenden Geldern um Mittel, die die Transportlogistikunternehmen über einen Zuschlag auf die Maut selbst aufgebracht haben. Die Toll Collect GmbH holt diese Gelder Monat für Monat bei uns ab, ohne dass diese bestimmungsgemäß zurückfließen.“

Ergänzende Informationen hierzu finden Sie im neuen BGL-Jahresbericht auf Seite 6 bis 13.

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