er Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. stellt zum Bericht des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) zur wirtschaftlichen Lage fest, dass der darin festgestellte leichte Rückgang des Marktanteils für den Straßengüterverkehr keine Verkehrsverlagerung auf andere Verkehrsträger bedeutet. Da im Zuge der Wirtschaftskrise die Schiene besonders hohe Einbrüche mit fast 18 Prozent im Jahr 2009 zu verzeichnen hatte, während der Straßengüterverkehr „nur“ knapp 12 Prozent seiner Verkehrsleistung verlor, ist ein umgekehrter Entwicklungstrend im Aufschwung keineswegs eine Sensation, sondern der Normalfall. Besonders bei Massenverkehren (z.B. Chemieverkehren, Autotransporten, etc.) und im Seehafenhinterlandverkehr hatte die Schiene die höchsten Einbrüche zu verzeichnen, während der Lkw-Verkehr davon nicht im gleichen Maße betroffen war. Entsprechend stark hatte sich der Marktanteil der Straße bei insgesamt stark schrumpfenden Märkten für die Straße im Jahr 2009 verbessert. Mit dem Wiederanziehen der Wirtschaft kommen die früheren Verhältnisse wieder ein wenig ins Lot, aber auch nicht mehr.
Für alle Protagonisten, die eine Verlagerung des Straßengüterverkehrs auf die Schiene über den Preis verlangen, ist diese Entwicklung ein „Lehrstück“. Ohne dass sich die Preisrelationen zwischen Straße und Schiene verändert haben, konnte die Schiene ihren Marktanteil erhöhen, weil Verkehre in der ihr ureigenen Domäne wieder zunehmen. Nur in ganz wenigen Segmenten konkurrieren Schiene und Straße um die gleichen Güterströme oder Kunden. Der jeweilige Marktanteil der Landverkehrsträger spiegelt sich in diesen Verhältnissen wieder. Die Schiene erbringt nur etwas mehr als ein Fünftel der Straßengüterverkehrsleistungen. Nur gut 4 Prozent der Transportmengen der Straße sind schienenaffin und verlagerbar. Die Entwicklung der Marktanteile Schiene und Straße hängt deshalb nicht vom Preise sondern davon ab, wie sich schienenaffine Beförderungsaufträge (vor allen Dingen Massengut- und Behälterverkehre) verändern. Darüber hinaus stößt der Schienengüterverkehr aufgrund der Gemischtverkehre von Personen- und Güterverkehren auf den gleichen Trassen auf gravierende Kapazitätsengpässe. Die Schiene dürfte schon bald wieder an absolute Engpässe stoßen, während auf der Straße die Staus auf ein nicht vertretbares Niveau zurückkehren. Zur Bewältigung des außenhandelsbedingten Güterverkehrswachstums ist es deshalb dringend geboten, die Verkehrsinfrastruktur auf Schiene und Straße bedarfsgerecht auszubauen und die Verkehrsträger nicht gegeneinander auszuspielen. „Komodalität“, also das Zusammenspiel der Verkehrsträger in einem fairen Wettbewerb und leistungsgerechtem Umfeld, heißt das Gebot der Stunde, das auch aus Brüssel zu vernehmen ist. „Die jetzt registrierte leichte, wenn nicht gar marginale Verschiebung von Marktanteilen zurück zu den alten Vorkrisenverhältnissen ist nicht einmal die Schwalbe, die den Sommer machen soll“, kommentiert Prof. Dr. Schmidt, BGL-Hauptgeschäftsführer die Entwicklung.