Abbiegeunfälle mit Lkw: BGL begrüßt die politischen Initiativen von Bundesverkehrsminister Scheuer und Bundesrat ausdrücklich

Der Verband sieht sich darin in seinen langjährigen Forderungen zur Problemlösung bestätigt

Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. begrüßt ausdrücklich die von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer angekündigte „Aktion Abbiegeassistent“, ebenso die Bundesratsinitiative „Mehr Sicherheit beim Abbiegevorgang von Nutzfahrzeugen durch Abbiegeassistenzsysteme“.

In Anbetracht oftmals widersprüchlicher und inhaltlich teilweise unzutreffender Medienberichte weist der BGL auf die immer noch vollkommen unbefriedigende Faktenlage bei Abbiegeassistenten hin:

Abbiegeassistenten, die es derzeit NICHT zu kaufen gibt:

Kein einziger Lkw-Hersteller bietet Abbiegeassistenten an, die im Gefahrenfall automatisch bremsen. Anderslautende Presseberichte sind falsch.

Abbiegeassistenten, die es derzeit FAST NICHT zu kaufen gibt:

Nur ein einziger Lkw-Hersteller bietet – und das auch nicht für alle Baureihen – radargestützte Abbiegeassistenten an, die im Gefahrenfall zumindest den Fahrer automatisch akustisch warnen. Wichtig: Diese Systeme können aufgrund ihrer außerordentlichen Komplexität NICHT nachgerüstet werden!

Und was ist mit den Kamera-Systemen?

Die sogenannten Kamera-Monitor-Systeme können bei weitem kein gleichwertiger Ersatz zu automatisch warnenden und zukünftig automatisch bremsenden Abbiegeassistenten sein, da sie nur über Blickzuwendung funktionieren: Nur wenn der Fahrer den Blick direkt auf diesen Monitor richtet, kann er eine mögliche Gefahrensituation erkennen. Beim Abbiegen muss er allerdings zusätzlich noch ein halbes Dutzend gewölbte und daher verkleinernde und verzerrende Rückspiegel, den Gegenverkehr, den Querverkehr und den Bereich vor seinem Fahrzeug im Blick haben, um auch dort Gefahrensituationen zu vermeiden. Er kann also nicht permanent den Kamera-Monitor im Blick haben, ohne andere Verkehrsteilnehmer massiv zu gefährden. Zudem sind sein eigenes Fahrzeug sowie die anderen Verkehrsteilnehmer um ihn herum ständig in Bewegung. Insofern sind automatisch warnende und zukünftig automatisch bremsende Systeme unverzichtbar.

Die Situation ist dramatisch:

„Ich kann das nicht verstehen. Ich habe doch überall hingeschaut – und plötzlich war der Radfahrer da!“ Diesen Satz hört man nach Abbiegeunfällen leider viel zu oft. In deren Folge erleiden Radfahrer und Fußgänger vielfach schwere, manchmal sogar tödliche Verletzungen. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, muss man auch die Angehörigen und Hinterbliebenen sowie die Rettungskräfte und Polizisten am Unfallort zu den – wenn auch indirekten – Unfallopfern zählen. Und auch der Lkw-Fahrer gehört dazu: Er muss für den Rest seines Lebens das Wissen um den Unfall ertragen.

Notbehelfe:

Dieses Risiko wollen immer mehr Transportunternehmen und Speditionen ihren Fahrern nicht mehr zumuten. Die Forderung nach Abbiegeassistenten wird unüberhörbar laut. Manch einer greift sogar zur Selbsthilfe. So hat z.B. ein BGL-Mitgliedsunternehmen im bayerischen Ingolstadt mehrere Lkw zusätzlich zu einem Kamerasystem mit Ultraschallsensoren ausgerüstet, die jedoch lediglich in den Nahbereich rechts des Fahrzeuges hineinwirken.

Der BGL ruft zum wiederholten Male alle an der Zulassung und Entwicklung von Abbiegeassistenten beteiligten Institutionen und Firmen dazu auf, ihre Anstrengungen noch weiter zu verstärken und beschleunigt zu praxistauglichen und zuverlässigen Lösungen zu kommen. Der BGL steht hier zu einer engagierten Mitarbeit auf allen Ebenen jederzeit zur Verfügung.

Hintergrund:

Bereits seit mehreren Jahren engagiert sich der BGL gemeinsam mit dem Bundesverkehrsministerium, der Bundesanstalt für Straßenwesen, der Berufsgenossenschaft Verkehr, den Nutzfahrzeug-Herstellern und dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat mit Nachdruck auf nationaler und internationaler Ebene für die verbindliche Einführung von Abbiegeassistenten. So initiierte er z.B. den „Runden Tisch Abbiegeunfälle“ beim Bundesverkehrsministerium, der zur Beauftragung der Bundesanstalt für Straßenwesen mit dem Forschungsauftrag „Abbiege-Assistenzsystem für Lkw – Grundlagen eines Testverfahrens“ abgeschlossen anno 2015, führte. Ebenso hat der BGL mit dazu beigetragen, dass das Bundesverkehrsministerium den Abbiegeassistenten auf die Tagesordnung der UNECE (United Nations Economic Commission for Europe) gesetzt hat, und das Thema somit auch auf internationaler Ebene vorangetrieben wird. Außerdem hat der BGL dafür Sorge getragen, dass Abbiegeassistenzsysteme über das Förderprogramm „De Minimis“ staatlich bezuschusst werden können.

Ein besonderer Erfolg der BGL-Verkehrssicherheitsarbeit (u.a. in Zusammenarbeit mit der Berufsgenossenschaft Verkehr) war die EU-weit verbindliche Einführung von Fahrzeugassistenzsystemen für alle neuzugelassenen schweren Nutzfahrzeuge ab 01.11.2015. Diese erfolgreiche Arbeit für mehr Verkehrssicherheit möchte der BGL auch beim Abbiegeassistenten fortsetzen.

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Martin Bulheller

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