Existenzbedrohliche Entwicklung macht Branchenverband äußerst besorgt
Seit Montag legen streikende Seeleute, die einen Verkauf der Reederei MyFerryLink verhindern wollen, mit brennenden Barrikaden den Fährhafen von Calais lahm. Am gestrigen Dienstag blockierten die Seeleute auch die Zufahrt zum Eurotunnel im französischen Coquelles. In dieser Zeit musste Eurotunnel seinen Betrieb einstellen.
Derzeit stehen tausende von Lkw auf beiden Seiten des Ärmelkanals und warten zum Teil seit Tagen bei hochsommerlicher Hitze auf eine Überfahrt. In England werden die Lkw von den Ordnungsbehörden auf den Standstreifen der Autobahnen ohne Verpflegungsmöglichkeiten oder sanitäre Einrichtungen geparkt. Inzwischen sollen die Fahrzeuge bereits vor London angehalten werden.
Auf französischer Seite des Kanals sind die Zustände chaotisch. Einerseits bestehen erhebliche Wartezeiten, andererseits müssen sich deutsche Fahrer vor der Erstürmung ihrer Fahrzeuge von illegalen Flüchtlingen schützen. Diese nutzen die langen Rückstaus aus, um als blinde Passagiere auf den Ladeflächen der Lkw nach Großbritannien zu gelangen. Tausende von Flüchtlingen warten derzeit auf französischer Seite um ihre „Chance“ auf eine Überfahrt zu bekommen. Besorgniserregend ist die Tatsache, dass die Fahrer zunehmend von den Flüchtlingen mit Gewalt bedroht werden, sollten sie sich gegen ein Eindringen auf die Ladeflächen der Lkw wehren. Sobald die britischen Einwanderungsbehörden „Illegale“ auf dem Fahrzeug finden, so werden Fahrer und Unternehmen rechtlich wegen Menschenschmuggels belangt. Die französische Polizei ist offensichtlich vollkommen überfordert mit der Situation und derzeit nicht in der Lage die Fahrer und die Fahrzeuge vor Übergriffen zu schützen. Die Kontrollen hinsichtlich illegaler Einwanderer im Eurotunnelterminal führen zu zusätzlichen Verzögerungen beim Ablauf.
Die langen Wartezeiten und die unhaltbaren Zustände verursachen bei den betroffenen Transportunternehmen erhebliche zusätzliche Kosten, die existenzbedrohliche Ausmaße erreichen. Politiker aus den beteiligten Ländern scheinen hilflos, die Lage mit angemessenen Mitteln zu entspannen, und Brüssel hat mit der Rettung des Euro alle Hände voll zu tun. Verzweifelte Fahrer und mittelständische Unternehmen stellen wütend die Frage, wann für sie die Rettung naht und die menschlichenunwürdigen Zustände beendet werden, berichtet der BGL-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Karlheinz Schmidt.